Seit Sommer ´99 hab ich bei den White Tigers für die Saison 1999/2000 einen Vertrag für (vorläufig) eine Saison unterschrieben.
Dies habe ich deswegen getan, da mein altes Team EHC Antonio/Montanuni Leoben nicht mehr genug Spieler zusammengebracht hätte und sich deswegen aufgelöst hat. Da ich jedoch noch mindestens bis Sommer studieren werde, wollte ich meine Lieblingssportart auch „professionell“ – also in einer Liga – ausüben.

Wie sich alles ergab…:

Ich habe den Sohn unseres Hauptsponsors (Uhren, Schmuck Geßl) Horst bei einigen Inline-Hockey Spielchen am Tivoli kennengelernt und er hat mich auch im Sommer ´99 zu einem Inline-Hockey-Turnier in Kapfenberg eingeladen. Unserem alles andere als glorreichen Abschneiden bei diesem Turnier stand eine wirklich einmalige Team-Atmosphäre gegenüber. Der familienähnliche Aufbau der Clubleitung, die Begeisterung der „Funktionäre“ und Spieler für den Sport, sowie die Aktivitäten, die über das Hockey-Spielen hinaus gehen haben mich dennoch sehr beeindruckt. Ein weiterer Entscheidungsgrund für die White Tigers war, dass die vom EHC Antonio übriggebliebenen Leute von den Tigers als erste gefragt wurden, ob wir die kommende Saison mit ihnen bestreiten möchten.

Aktivitäten:

Trainingslager

Zurück aus der Dominikanischen hiess es am Wochenende drauf den noch warmen Karibiksand aus meiner Eishockey- = Reisetasche zu beuteln, denn es sollte auf Trainingslager in die Tschechei gehen. Um den sensationellen Preis von 18 Hundertern wurde uns ein dreitägiger Traumaufenthalt mit:

  •     täglich 2 Eiszeiten

  •     Unterbringung in DEM Eishockey-Hotel von Brünn: Boby

  •     Essen und 1 Getränk inklusive

  •     1 mal täglich Massage, Fitness-Studio oder Schwimmen

  •     und nicht zu vergessen: Die Hoibe um 10 Schilling! (Discopreis)

Doch einmal mehr bewahrheitete sich ein altes Sprichwort:

„ERSTENS KOMMT ES ANDERS UND ZWEITENS ALS MAN DENKT“

Mit von der Partie waren (v.hi.l nach v.r.): Andreas Flux, ?Name?, Andreas Gessl, Patrick Schickengruber, Horst Gessl, Alfred Fluch, ich, Heinz Zöttl und Thorsten Tomitsch.
Tut mir leid, aber ich habe nur dieses unscharfe Foto :::-(((

Neben den Aktiven war auch noch eine Reihe Begleitpersonal mit auf die Reise gegangen: Andi G.s Maria und Horstis Eva, nicht zu vergessen unsere moralische und immer trinkfeste Stütze: Günther!

Bei der Abreise stellten wir zum ersten mal fest, dass auf der Buchungsquittung nirgends der Name „Boby“ zu finden war aber vielmehr ein Hotel namens „Dukla“.
No Prob dachten wir und starteten Richtung Grenze. Nach fünf Stunden Kleinbusreise in Brünn angekommen fragten wir nach unserer Logie, aber jeder Befragte gab uns durch Kopfschütteln zu verstehen, dass er kein Hotel Dukla kenne. Nach einer Stunde Irrfahrt durch Brünn kontaktierten wir unseren Trainer Milan, der mit uns einen Treffpunkt vor dem Hotel Europa vereinbarte. Mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht teilte er uns mit, dass unser Hotel „ein bisschen ausserhalb von Brünn“ liegt. Um genau zu sein: ein bisschen 35 km. Wir machten auch daraus das Beste und sagten uns: „Naja, wenigstens haben wir bessere Chancen ab und zu nüchtern auf´s Eis zu fahren“.

In dem Nest angekommen beamte es und aber endgültig vom Hocker: Beim Anblick des Hotels, das sich nicht einmal die zwei Sterne  wirklich verdient hatte – und das heisst was für tschechische Verhältnisse – war das Lächeln des Trainers unmissverständlich: Unser „Organisationskomitee Günther“ hat mal wieder ganze Arbeit geleistet :-).

Nachdem wir sämtliche hygienische Grundsätze über Board geworfen und unsere Zimmer bezogen hatten, pilgerten wir zum ersten Mal Richtung „Eishalle“. Auch die war kaum zu über…äh unterbieten: überdachtes Kunsteis wäre ja an sich ganz in Ordnung – nur die Natureinflüsse von oben waren nicht das Problem. Die Sonne schien leider in sehr schrägem Winkel auf das Eis, sodass wir lange auf einer einzigen Lache eintanzten. Die Duschen taten ihr übriges, sodass bei uns der Ersteindruck ziemlich in die Hosen ging.

Ganz anders stellte sich uns hingegen das Nachtleben dar: Die einzige Disco-Bar des Ortes war wenigstens im Keller unseres Hotels, sodass wir dort die erste von zwei Nächten zum Tag machten. Dabei ist eines absolut erwähnenswert: Der Unterschied in der Optik der Mädels aus dem „Osten“ zu unseren aus der „Wohlstandsgesellschaft“ fällt sofort ins Auge. Durchwegs (sogar in diesem Kaff!) gute Figur – im speziellen: perfekte Beine – und nette Gesichter. Zu dem kommt noch ein echtes Interesse für Sport, was etliche Zuschauerinnen an unserem ersten Trainingsabend bewiesen.

Am nächsten Morgen waren die meisten von uns sowieso nur mit einem Bein auf dem Eis, was aber unseren echt coolen Trainer nicht wirklich störte. Ihm war es auch zu verdanken, dass wir den zweiten Abend zum Spottpreis ein Taxi von Nest->Brünn und retour bekamen – generell war er glaube ich sowieso der „Oberchecker“ von ganz Brünn: kannte jeden, machte mit jedem kleinere Geschäftchen und war noch dazu perfekter Hockey-Spieler.

Der Abend in Brünn in den ans „Boby“ angeschlossenen Discos war dann aber wirklich vom Feinsten  und damit meine ich nicht nur die Getränkepreise:
Zwei absolute Tanztempel (1 Dancefloor, 1 Techno-House) hielten Labinsky, Patrik und mich bis 3 Uhr morgens auf den Beinen und was da so im gemeinen Partyvolk herumspazierte könnte so manche österreichische GoGo-Girls locker an die Wand knallen…

…aber wir waren ja zum Hockeyspielen hier 😉 und mussten deswegen schon so früh abziehen, weil wir am Sonntag morgen ein Spielchen mit einer Einheimischen Auswahl absolvieren wollten. Die Auswahl bestand daraus, dass wir uns aus allen trainierenden Mannschaften die Schlechteste ausgewählt hatten…

Das Ergebnis ein 8:8 Remis, das hier nicht weiter kommentiert werden soll…

Hier nun einige Shots von Horstis Freundin:

Das Zweisterne-Komforthotel „Dukla“. Von aussen schon eine Pracht und die Erwartungen, die es bei uns weckte…

…wurden durch die Zimmerausstattung förmlich übertroffen: Schwarz/Weiss-Fernseher mit 4 tschechischen Kanälen (Die Dukes sind auf tschechisch echt sehens-/hörenswert!)

Platz genug für Tasche und Bett. Spielerherz, was willst du mehr?

Unsere Eishalle. Das Eis brauchte zwar immer etwas länger bis es anzog, jedoch wurde der Platz nach guten halben Stunde doch noch spielbar und war schliesslich den Leobener Verhältnissen ziemlich ähnlich.

Wir Feldspieler waren zum Glück nicht die einzigen, die Probleme hatten, sich an die glatte Unterlage zu gewöhnen. Mit dem Fingerspitzengefühl einer Prima Ballerina tänzelte unser Goalie Fredl Richtung „Arbeitsplatz“ – ein wahrhaft erh(b)ebender Anblick 😉

Eine absolut legendäre Eismaschine, sowas findet man nur im Osten. Aber die haben wenigstens eine….

Diese Duschen bekamen unsere nackten Körper nie zu sehen. Nach Spielen zogen wir uns immer Zwischendurchklamotten an, und brausten uns im Hotel.

Hier war wirklich höchste Infektionsgefahr und wenn man sich hier einen Holzspal einzog, hat man sein sicheres Todesurteil unterschrieben…;-)

EAST meets WEST. Der erste spielerische Highlight in der Saison 99/00 der White Tigers.

Links ist übrigens unser Trainer Milan – Top Organisator und Spieler; ihm war es zu verdanken, dass das ganze Wochenende unterm Strich echt Spitze war…

Natürlich gehören zwischen Verteidiger (Patrick) und Center Taktiken dauernd abgesprochen und Spielzüge analysiert.

Dies fällt natürlich umso mühsamer mit einem Schlafdefizit von etwa 10 Stunden, Alk im Blut und Mörderspatzen in den Schenkeln, aber wir konnten ein 8:8 Unentschieden noch erzielen und jeder war zufrieden.

 

Eben noch auf dem Eis  – schon wieder fit für die Heimreise. Wir befanden das erste Match der Saison zwar nicht als länderspieltauglich, jedoch waren wir auch froh, dass wir alles heil überstanden haben. Denn die ersten Spiele sind oft auch die verletzungsträchtigsten. Apropos: Dies musste leidlich auch Labinsky erfahren, der sich einige Rippen anknackste…
Nachdem von unserem Betreuerstab (Günther, li. und Andi Gessl) mit den restlichen Tschechischen Kronen die Bar noch mal gründlich geleert wurde, hieften wir unsere ausgeschlauchten Körper in die Kleinbusse/Vans und holten unser Schlafpensum wieder etwas nach……mit einem Lächeln im Gesicht, denn wir wussten: Die Schinderei bringt uns – hoffentlich – einen entscheidenden Vorteil insbesondere bei den ersten Spielen.

Fazit: Ein absolut geiles Wochenende, das uns wieder an die Wurzeln des Sportes brachte und uns zeigte, dass wir unseren „Luxus“ wirklich nicht so nötig haben – schliesslich ist es immer noch wichtiger, wie man spielt als mit welchen Equipment.